Lounge Gast schrieb:
Zusammengefasst, unter der Annahme das dein Job ein
Beamtenäquivalent in A13-A14 hat lohnt sich der Wechsel wenn
du keine größeren Steigerungen jenseits der 80-90k erwartest
und in Zukunft auch keine größeren Unterschiede in den
Anpassungen zwischen Rente und Pension kommen siehst.
Sehe ich auch so. Ich stand selbst ebenfalls mal vor einem Wechsel Wirtschaft -> Staat und hab mir das Ganze entsprechend durchgerechnet. Auf einen ähnlichen Betrag was die Vorteilhaftigkeit betrifft bin ich damals auch gekommen.
Einige zusätzliche Gedanken:
80-85k p.a. in der Wirtschaft entsprechen einem Beamtenverhältnis inkl. Pension nur dann, wenn man mit entsprechendem Risiko für die eigene Rente anlegt. Einfach zurücklegen ist nicht, dann müsste man noch deutlich mehr verdienen. Wenn ich die Entwicklung der zukünftigen Pensionen also als risikobehaftet ansehe, dann muss ich es bei einer privaten Vorsorge in der Wirtschaft auch tun, also nicht unbedingt ein Nachteil für den Beamten.
80k aufwärts verdienen in der Wirtschaft die wenigsten. Im Durchschnitt liegen die Beamteneinkommen sofern wir vom höheren Dienst ausgehen klar über der Wirtschaft. Wenn ich mich also als "normaler" Akademiker ansehe, der nicht zu den Top 10% gehört, dann fahre ich als Beamter wahrscheinlich besser als in der Wirtschaft.
Beamte sind nicht auf teure Großstätte festgelegt, sofern wir nicht von einigen Bundesbehörden ausgehen. Von einem A13/14-Sold in einer günstigen Gegend kann man sehr gut leben, so einen Standard werden die meisten Konzern-Lemminge niemals erreichen.
Job ist unkündbar und man hat entsprechende Planungssicherheit. Gut, man kann versetzt werden, wenn man sich aber erstmal entsprechend etabliert hat, wird das eher selten ohne den eigenen Wunsch passieren. Das Thema wird den meisten Berufseinsteigern nicht wirklich wichtig sein, wenn man aber mal mit Mitte 30 anfängt über Familie nachzudenken, dann wird das plötzlich sehr aktuell.
Die Arbeitszeiten sind im Durchschnitt geringer als auf Positionen in der Wirtschaft, wo man vergleichbar verdient. Natürlich muss man auch mal am Abend ran, gerade auf kommunaler Ebene wenn es um diverse Ausschüsse geht, aber in Summe ist die Arbeitszeit geringer.
Zu bedenken ist aber auch, dass Stellen im höheren Dienst außer bei speziellen Positionen bei Bundesbehörden in der Regel Führungspositionen sind. Bei kleineren Städten ist selbst der Kämmerer mit Verantwortung für die kompletten Finanzen der Stadt nur eine A13/14-Position. Und selbst in großen Städten ist man mit A13 normalerweise etwas wie Sachgebietsleiter mit 10 Leuten unter sich, also im Grunde vergleichbar mit einem Abteilungsleiter in der Wirtschaft. Dafür ist der Verdienst dann wiederum eher gering.
Insgesamt muss man denke ich sagen, dass eine Stelle im höheren Dienst finanziell für den Durchschnitt eher lohnend ist. Hinzu kommen nicht monetäre Vorteile. Nicht umsonst sind diese Stellen sehr begehrt, da empfehle ich nur mal an einem entsprechenden Auswahlverfahren teilzunehmen. Allerdings darf man eben auch nicht verschweigen, dass man einige Nachteile in Kauf nehmen muss. Wie stark Vor- und Nachteile wiegen liegt auch stark an einem selbst bzw. den eigenen Lebensvorstellungen. Wir sich sagt, ich will 40 Jahre lang sicher gutes Geld verdienen, mir Familie mit Häuschen aufbauen, mir keine Sorgen machen müssen und ich sehe Arbeit nicht als Selbstverwirklichung an, der wird als Beamter wahrscheinlich recht glücklich. Wer stärker Karrierechancen wahrnehmen will, die Möglichkeit der Veränderung haben möchte, evtl. auch mehr bewegen möchte, der wird als Beamter wahrscheinlich nicht glücklich.
antworten